Staufen Kino – Kino mit Tradition seit über 100 Jahren in Göppingen

Wenn der Beginn eines Filmtheaterunternehmens fast zusammenfällt mit den Anfängen des Films überhaupt, so muss sich zwangsläufig seine Entwicklung in der Geschichte dieser Firma widerspiegeln.

Das gilt auch für die Firma W. Huttenlocher & Söhne. Der Gründer der Firma, der 1956 im Alter von 87 Jahren verstorbene Wilhelm Huttenlocher hatte als junger Bäckergeselle schon bald, nachdem die Gebrüder Lumière 1895 in Frankreich ihren Kinematographen erfunden hatten, auf einem Jahrmarkt eine Vorführung von französischen Filmen gesehen, die damals in Deutschland gezeigt wurden.

Diese Filmchen hatten nur eine Laufzeit von wenigen Minuten. Inhaltlich waren sie ohne Bedeutung. Aus den Filmprogrammen jener Zeit entnehmen wir z.B. folgende Titel:
“Erster Versuch eines Schlittschuhläufers” (humoristisch), “Wettlauf der Dickbäuche” (humoristisch), “Tochter des Flussschiffers” (Drama), “Der Krückengänger” (großartiges Drama), “Grimassen-Wettstreit” (humoristisch).

Wir können uns ohne Schwierigkeiten schmunzelnd vorstellen, was hier auf der Leinwand zu sehen war. Weniger der Inhalt war es, der das Publikum begeisterte, es war mehr die “lebende Fotografie”, die eingefangene Bewegung, die als Novum Bewunderung erregte.

Wilhelm Huttenlocher war sofort von der Idee des Films gepackt. Sie ließ ihm keine Ruhe mehr, auch nicht, als er sich 1898 nach seiner Heirat mit Pauline Riecker in Esslingen als Bäcker selbständig machte. Sein ganzes Streben war darauf gerichtet, einmal ein eigenes Kino zu besitzen. Als ersten Schritt zur Verwirklichung dieses Planes betrieb er seit 1905 neben seiner Bäckerei einen Filmverleih.

Zwei Jahre später war es dann soweit: In Göppingen stand der damals in der Frankschen Bierhalle etablierte Kinematograph “Ideal” zum Verkauf. Der Vorgänger hatte das Kino nur wenige Wochen besessen, das Geschäft jedoch entsprach nicht seinen Erwartungen. Aber Wilhelm Huttenlocher, damals 38 Jahre alt, kinobesessen und von der Zukunft der neuen Erfindung überzeugt, ließ sich von diesem Mißerfolg nicht abschrecken. Dieses Kino bedeutete ihm die Erfüllung seines Traumes. Wilhelm Huttenlocher ist sein ganzes Leben lang ein umtriebsamer Mensch geblieben, dem es nicht lag, sich mit dem Einmal erreichten zufrieden zu geben.

Neben den Stammhäusern in Göppingen und Schwäbisch Gmünd hat er im Laufe der Jahre Kinos gegründet in Stuttgart, Weingarten, Backnang, Eislingen und Donzdorf, die allerdings später wieder verkauft wurden. Söhne und Enkel sind heute Erben einer Tradition, die Wilhelm Huttenlocher, wohl der bedeutendste der Ahnen, deren Geschlecht bis 1415 zurückreicht, als Filmpionier begonnen hat.

 

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